Konflikte lösen, wenn’s verfahren ist – wie geht das
Uta hatte massive Konflikte mit ihrem Cousin und ihrem Onkel. Die drei waren gemeinsame Inhaber eines größeren Familienbetriebs mit 34 Angestellten. Uta war frustriert und wütend und die anderen beiden ließen sie auflaufen.
Das war bitter, vor allem für Uta. Sie beschloss, etwas zu ändern und überredete die Geschäftspartner, mit zu mir ins Coaching zu kommen. Ich begleitete die drei mehr als zwei Jahre lang einzeln und in gemeinsamen Terminen.
Es war keineswegs einfach. Vor allem Uta ging schnell in die Luft. Aber ich wollte wissen, was hinter ihrem Zorn steckte. Nachdem ich immer wieder nachgehakt hatte, kam irgendwann endlich ein Bild an die Oberfläche, das ich nachvollziehen konnte. Utas Zorn und Frust waren logisch aus ihrer Sicht. Ich war direkt erleichtert.
In dem langen Prozess lernten die drei, mehr miteinander zu reden und vor allem sich auch zuzuhören. Wir etablierten gemeinsam Strukturen, die es ihnen erleichterten, dass alle informiert waren. Das brachte die Kommunikation in Gang und die Stimmung zwischen den dreien wurde mit der Zeit heller und freundlicher. Den Mitarbeitern tat das auch gut.
Konflikte kannst du nur lösen
wenn du dem anderen wirklich zuhörst. Und zwar so lange, bis du seine Logik verstehst!
Ich habe dir einen 8-Punkte-Fahrplan zusammengestellt, mit dem du deine Konflikte Schritt für Schritt lösen kannst.
Probiere mal folgendes aus:
- Frage so lange nach, bis du das eigentliche Bedürfnis du hinter seinen Worten hervorspitzen siehst. Dadurch bleibst du selbst entspannter.
- Bleibe im Geist offen und be- oder verurteile nichts, was der andere sagt. Damit schützt du dich selbst davor, emotional zu reagieren.
- Suche die Rolle, aus der heraus der andere gerade spricht. Besonders in Familienunternehmen überlagern sich familiäre und geschäftliche Rollen und bringen leicht Verwirrung.
- Ordne die Gefühle des anderen seiner jeweiligen Rolle zu und suche auch nach den Erwartungen, die damit verknüpft sind.
- Geh davon aus, dass immer noch etwas mehr dahintersteckt, das du noch nicht entdeckt hast, und bleib neugierig. Lass dich also eines Besseren belehren, wenn deine Einschätzung nicht stimmt.
- Frag nach: „Was brauchst du, damit…“. Frag so lange, bis du es verstehst. Dann erscheint dir das Verhalten des anderen plötzlich logisch.
- Nun sag ihm das: „Ich verstehe dich“. Sonst weiß er ja nicht, dass du’s geschnallt hast, und lamentiert weiter.
- Erst dann könnt ihr gemeinsam nach einer guten Lösung suchen. Frage wieder: „Was sollte sich verändern, damit es für dich besser läuft?“ In der Regel sind das keine unlösbaren Forderungen mehr, sondern echte Bedürfnisse, die leichter erfüllt werden können.
So, und jetzt schau noch mal zurück
An keinem Punkt habe ich erwähnt, dass du dich deinen eigenen verletzten Gefühlen hingeben solltest. Das solltest du nämlich nicht. Das ist noch nicht dran. Es würde nur dein Ego füttern. Das lebt von verletzten Gefühlen und dem Beschuldigen von anderen. Und es verhindert Konfliktlösung.
Aber natürlich sollst du dich nicht völlig zurückstellen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, dass du auch dich erklärst und deine Gefühle beschreibst. Jetzt kannst sagen, was auch DU brauchst, damit es für dich besser laufen kann.
Du bist nicht mehr und nicht weniger wichtig als der andere.
Probier’s aus und lass mir einen Kommentar da, wie’s funktioniert hat! Ich bin gespannt.
Und hier bekommst du noch etwas mehr zum Thema „Konflikte lösen“.
Hanne Demel
Hanne Demel arbeitet seit 28 Jahren psychotherapeutisch und als Coach für Unternehmer. Ihr Schwerpunkt sind emotionale Themen. Sie lebt in Zell bei Würzburg.
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