Telefon: 0931 – 2 90 71 | E-Mail: institut@emotionales-management.com

Gute Entscheidungen
triffst du nicht im Tunnelblick

Hast du schon mal vor einer Entscheidung gestanden, die weitreichende Folgen hatte – für dein Leben, dein Business, deine Familie? Und warst du dabei emotional aufgewühlt? Wenn ja, dann weißt du ja, dass Gefühle gute Entscheidungen massiv erschweren können.

Warum starke Gefühle wie ein Nebel wirken

Wenn du zornig bist, solltest du möglichst gar keine Entscheidung treffen. Du würdest vermutlich das Kind mit dem Bade ausschütten.

Wenn du ängstlich bist, sieht jede Option plötzlich gefährlich aus. Du ziehst dich zurück, hoffst, dass sich das Problem irgendwie von allein löst. Und riskierst damit, dass sich gar nichts bewegt – oder andere für dich entscheiden..

Wenn du unsicher bist, kannst du oft gar nicht sehen, was du eigentlich alles kannst. Du vergisst deine Ressourcen, zweifelst an deinem Bauchgefühl – und verlierst den Überblick darüber, wer dich eigentlich unterstützen könnte.

Und wenn du vor Freude juchzt, ist das zwar ein schönes Gefühl – aber keine gute Grundlage für große Entscheidungen. Deine Euphorie und dein Überschwang können dich dazu verleiten, Risiken zu unterschätzen oder Verpflichtungen einzugehen, die du später bereust.

Und so weiter.

Gefühlswallungen und die Refraktärphase

Wenn ein starkes Gefühl auftaucht, entsteht eine kurze Phase, in der die Wahrnehmung eingeschränkt ist. Man nennt das die „Refraktärphase“. Sie ist ein bisschen wie der „Tunnelblick“, der bei starkem Stress entsteht.

Das aktuelle Gefühl überdeckt fast alles andere. In diesem Moment solltest du am besten gar nichts entscheiden. Du kannst keine „vernünftige“ Beurteilung der Situation vornehmen. Und schon gar keine guten Entscheidungen treffen.

Die Refraktärphase dauert mindestens ein paar Sekunden bis einige Minuten. In sehr emotionalen Situationen kann sie sogar einige Stunden anhalten. Erst dann öffnet sich der Blick wieder. Dein Gehirn ist emotional „gekapert“. Alles, was du wahrnimmst, ordnest du durch die Brille deines aktuellen Gefühls ein. Informationen, die nicht zur Gefühlslage passen, werden einfach ignoriert oder umgedeutet.

Deshalb lass dir Zeit, wenn du gute Entscheidungen treffen willst, und warte diese Phase erstmal ab.

Wenn du merkst, dass du emotional stark involviert bist, dann gib dir selbst die Erlaubnis, zu warten. Nicht sofort zu reagieren. Nicht sofort zu handeln.

Beobachte, wie sich deine Gedanken und Gefühle im Laufe der Stunden oder Tage verändern. Du wirst feststellen: Oft relativiert sich alles – und plötzlich sind gute Entscheidungen überhaupt erst möglich.

Gedankenkreisel bremsen deine Entscheidungskraft

Vielleicht gehörst du aber zu denen, die sich gar nicht in Emotionen verlieren – sondern im Kopfkino. Du gehst alle Optionen durch, drehst und wendest sie, versuchst, jede Eventualität vorauszuberechnen. Und merkst irgendwann, dass du keinen Schritt weiterkommst.

Für- und Wider-Stimmen in deinem Kopf machen es unmöglich, einen klaren Standpunkt zu finden. Das kann sich quälend lange hinziehen, je nachdem, was für ein Typ du bist.

Dann ist es wichtig, Entscheidungen in größeren Zusammenhängen und mit sämtlichen Auswirkungen zu betrachten. Denn nur dann können es gute Entscheidungen werden.

Es geht in dem Fall nicht darum, dass du dir mehr Zeit nimmst, sondern dass du deine Optionen SPÜRST. Gedankenkreisel schneiden dich nämlich von deinem Körpergefühl ab.

Je mehr du nachdenkst, desto weiter entfernst du dich oft von dem, was du wirklich willst.

Deshalb hör auf zu denken und fühle in deinen Körper.

Stell dir jede Option wie ein kleines Experiment vor:

• Was wäre, wenn du dich für Option A entschieden hättest – wie fühlt sich das an?
• Und wie fühlt sich Option B an?
• Was passiert in deinem Körper? Wird dir eng oder weit? Leicht oder schwer?

Dein Körper reagiert oft viel ehrlicher als dein Verstand.

Ich bin jemand, der eher schnell entscheidet. Meistens kann ich mich auf mein „Bauchgefühl!“ auch verlassen.

Aber in einer Zeit in meinem Leben hatte ich mich in eine Zusammenarbeit gestürzt, die mir im Nachhinein nicht gutgetan hat. Ich hatte damals euphorisch ja gesagt – ohne so richtig nachzuspüren, ob ich mich auch wirklich wohlfühle in der Vorstellung, regelmäßig mit dieser Person zu arbeiten.

Heute weiß ich, dass ich mir ein paar Tage mehr Zeit hätte nehmen sollen. Dann wäre mir mein ungutes Gefühl im Bauch nicht entgangen.

Manchmal hilft auch ein Blick von außen

Unsere Entscheidungen entstehen aus tiefen Gewohnheiten. Aus alten Erfahrungen, aus inneren Überzeugungen. Und öfter als wir glauben auch aus Ängsten.

Deshalb kann es helfen, sich selbst „von außen“ zu betrachten. Systemische Aufstellungen sind zum Beispiel ein kraftvolles Werkzeug dafür. Dort kannst du verschiedene Entscheidungsoptionen sichtbar machen und sehr einfach sogar körperlich erleben, wie sich jede Möglichkeit anfühlt, ohne dass dein Kopf mitmischt.

Ich habe dabei oft erlebt, dass Menschen plötzlich spürten, welche Option ihnen Kraft gab oder ihnen dieselbe raubte. Oder welche andere Wirkung die jeweilige Option noch im Schlepptau hatte. Das ist oft sehr überraschend.

Das kannst du im Kopf so nicht denken. Das kannst du nur fühlen.

Denn dann hast du hinterher das Gefühl, eine gute Entscheidung getroffen zu haben, die du später nicht bereuen wirst.

  • Triff keine Entscheidungen im Affekt – nicht in der Wut, nicht in der Angst, nicht im Überschwang.
  • Warte bewusst die Refraktärphase ab – dein Blick wird klarer, wenn die erste Gefühlswelle abgeebbt ist.
  • Hör nicht nur auf deinen Kopf. Spür in deinen Körper hinein – der weiß oft mehr, als du denkst.
  • Hol dir einen Blick von außen – durch ein Gespräch, eine Aufstellung, ein klares Feedback.

Gib dir für wichtige Entscheidungen selbst die Erlaubnis, Zeit zu brauchen.

Denn gute Entscheidungen brauchen genau das: Raum, Klarheit – und die Verbindung zu dir selbst.

Wenn du mehr über ethische Entscheidungen lesen willst, dann schau auch mal hier…

Hanne Demel


Hanne Demel

Hanne Demel arbeitet seit fast 30 Jahren psychotherapeutisch und als Coach für Unternehmer. Ihr Schwerpunkt sind emotionale Themen - auch im Unternehmenskontext. Professioneller Hintergrund: Sozialpädagogin, systemische Familientherapie und Organisationsaufstellungen, Hypnosetherapie, Tanz- und Bewegungstherapie und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Sie lebt in Zell bei Würzburg.

Kommentare

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments

Newsletter Kostbarkeiten

Stehst du ständig unter Strom?

Melde dich für meinen Newsletter an und erhalte mein 6-Tage-Training, um dein Stresslevel erheblich zu senken. 6 leichte Übungen mit großer Wirkung!