Vor einer Weile schnauzte mich jemand unerwartet an. Ich war vollkommen perplex, weil ich nicht damit gerechnet hatte. Zuerst blaffte ich reflexartig zurück. Aber dann überkam mich so etwas wie eine dunkle Wolke, die ich nicht so einfach wieder loswerden konnte. Ich war verletzt und enttäuscht und ich brauchte ne ganze Weile, bis ich diese dunkle Wolke wieder aus mir raushatte.
Von allen Gefühlen ist das Gefühl von Enttäuschung besonders zäh. Es klebt wie Kleister im Geist. Wenn du dich nicht drum kümmerst, kann es ein Leben lang in dir haften. Besser, du tust was dagegen, bevor es dein Lebensgefühl verseucht und dich verbittern lässt.
Hier sind acht Fragen, die dir helfen können, mit Enttäuschung besser umzugehen, sie zu überwinden und sogar gestärkt daraus hervorzugehen.
Wenn du mit Enttäuschung umgehen musst, hat das immer eine Vorgeschichte
Enttäuschung entsteht niemals aus dem Nichts heraus. Sie wächst aus Ärger und Anspannung. Das kann das gesamte Beziehungsgefühl ändern.
Enttäuschung erzeugt Misstrauen, und Misstrauen spannt Muskeln an. Angespannte Muskeln erzeugen einen angespannten und engen Geist. Ein enger Geist ist schneller enttäuscht. Das ist ein Teufelskreis, der immer tiefer ins Elend führt.
Wenn du wütend wirst, beleidigt reagierst oder die Verbindung komplett abschneidest, kann sich eine Enttäuschung in dir so richtig festsetzen. Dann hängst du unter Umständen für Jahre in diesem Gefühl fest.
Du kannst das durchbrechen
Zuerst einmal nimm dir etwas Zeit und Raum. Halte Abstand und ordne deine eigenen Gefühle, bevor du versuchst, die Situation zu klären. Und dann…
Übernimm Verantwortung
Enttäuschung entsteht immer in dir selbst. Dieses Gefühl kann niemand in dich einpflanzen. Du erzeugst es selbst. Wenn du die Verantwortung dafür übernimmst, wirst du handlungsfähig.
Du hast dich in etwas oder in jemandem getäuscht. Mehr ist es erstmal nicht.
Hinter Enttäuschungen stecken immer Erwartungen. Enttäuschen kann dich nur jemand, der dir nahe ist und an den du Wünsche hast.
Doch niemand bekommt all seine Wünsche erfüllt. Erwartungen und Wünsche sind also ein sprudelnder Quell von Enttäuschung und Frust.
Bedenke, dass auch du nicht alle Erwartungen erfüllen kannst, die andere an dich stellen. Das ist unmöglich.
8 Fragen, die du dir stellen kannst, wenn du mit Enttäuschung umgehen willst
Nimm zunächst Abstand. Das macht es dir leichter, später ins Mitgefühl zu gehen. Versuche, dabei trotzdem innerlich zugewandt zu bleiben. Denn dann kannst du auf die Gesamtsituation schauen.
Nun reflektiere dich selbst:
1. Was habe ich mir gewünscht?
2. Was genau habe ich erwartet?
3. Wie hat der andere mich enttäuscht?
Dann reflektiere den Gegenpol:
4. Welche Erwartungen hatte der andere an mich?
5. Was stresst ihn gerade?
6. Was wünscht er sich im Grunde – von mir oder von anderen?
7. Was habe ich aus seiner Sicht nicht erfüllen können?
8. Womit fällt es ihm schwer umzugehen?
Diese Fragen helfen dir, mehr Verständnis sowohl für dich als auch für den anderen Menschen zu entwickeln. Wenn Verständnis auftaucht, ist Mitgefühl nicht weit. Mitgefühl für den anderen verringert negative Gefühle von Wut und Enttäuschung in dir.
Die dunkle Wolke verzieht sich in dem Maße, in dem du das Mitgefühl in dir stärkst und wachsen lässt. Wetten?
Probier’s mal aus und schreibe mir im Kommentar, wie das geklappt hat.
Und wenn du mehr dazu lesen willst, wie du Gefühle verändern kannst, dann stöbere hier weiter.
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