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Andere Länder – andere Vorlieben:
Was die Stinkfrucht mit ethischem Verhalten zu tun hat

Vor 5 Jahren bekam ich eine Stinkfrucht von einem Mitarbeiter eines befreundeten Unternehmens geschenkt. Er war zuvor in Thailand im Urlaub und wusste nicht wohin damit. Er fragte mich, ob ich mal eine probieren will. Sie wäre hochprozentig in Sachen Vitamine, aber sie entfalte auch eine andere Wirkung: Sie rieche übel, wenn man sie öffnet, sagte er.

In der Tat: Das Obst ist in Thailand und anderen asiatischen Ländern eine Delikatesse.

So nahm ich das Geschenk gerne an. Es war Sommer, 30 Grad im Schatten. Ich dachte mir, als ich daheim war: So, jetzt öffnest Du erstmal die Stinkfrucht mit einem Messer. Sie sieht in etwa wie eine Ananas aus. Ich war schon ganz gespannt, wie sie schmeckt. Vielleicht vergleichbar einer Ananas, dachte ich. Was ich völlig vergessen hatte… die Warnung des Mitarbeiters…..

Die Stinkfrucht hat nicht umsonst ihren Namen. Sie stank gewaltig und zwar so sehr, dass ich mir sogleich die Nase zuhielt. Aber wie die Stinkfrucht teilen, wenn ich mir gleichzeitig die Nase zuhalte?

Ich wusste, selbst wenn sie so gut schmeckt wie eine Ananas, kann ich diese Frucht unmöglich essen. Und meiner Partnerin wollte ich diesen vitaminhaltigen „Genuss“ erst recht nicht zumuten. So schnell ich die Stinkfrucht zerlegte, so rasch warf ich das Obst in die Mülltonne, die in der prallen Sonne stand. Nach kurzer Zeit schwante es mir: Bei 30 Grad Celsius im Schatten wird der Gestank womöglich für meine Mitbewohner im Mehrfamilienhaus unerträglich. Was also tun? Ich entschied mich, die Stinkfrucht, die nun noch übler roch als 30 Minuten vorher, aus der Mülltonne zu holen und sie in der Toilette meiner Wohnung zu versenken.

Doch die vermeintlich gute Idee erwies sich als wortwörtlicher Rohrkrepierer. Nachdem ich die Stinkfrucht im Clo entsorgt hatte, roch das ganze Bad von Stunde zu Stunde noch mehr nach der „Delikatesse“ aus Thailand. Aber ich konnte schlecht lüften, denn der Gestank verteilte sich sonst in der gesamten Wohnung – und von draußen kam die Hitze herein. Was also tun? Mir fiel nichts ein.

Ich wollte wenigstens meine Lebenspartnerin am Telefon vorwarnen, dass sie sich am Abend auf den erbärmlichen Geruch einer Frucht einstellen muss – der im Bad besonders ausgeprägt ist und inzwischen die halbe Wohnung erfüllt.

Mein Fazit: Ich bin ja aufgeschlossen für vieles, aber eine Stinkfrucht werde ich niemals kaufen. Auch nicht geschenkt verzehren. Und die Moral von der Geschicht`? Was in Thailand ein Genuss ist, ist in Deutschland alles andere als eine kulinarische Wonne. Andere Länder, andere Vorlieben – das gilt auch beim Obst.

Man sollte allerdings den Thailändern deswegen nicht attestieren, dass sie keinen guten Geschmack hätten. Es ist eben so, dass man nicht alles durch die eigene Brille sehen darf. Und nicht alles mit der eigenen Nase werten sollte. Ein entscheidendes Indiz könnte allerdings zeigen, dass ich mit meinem Urteil den einen oder anderen Landesbewohner aus der Seele spreche. Auch in Thailand ist das Öffnen der Stinkfrucht in U-Bahn-Stationen und Hotels nicht erlaubt!

Gleichwohl lässt sich der Umgang mit einem solch „duftenden“ Obst mit etwas Phantasie auch auf andere Lebensbereiche übertragen. Etwa auf die Art und Weise, wie man in Thailand eine Person grüßt. Oder dass man sich in Tempeln die Schuhe auszieht, bevor man eintritt und dabei lange Hosen trägt. Fremde Sitten sind für uns ein Spiegel. Sie dienen auch dazu, selbst mal innezuhalten und nachzudenken, ohne jene Bräuche und Gewohnheiten sogleich mit gut oder schlecht zu werten. Vielleicht ist es (ethisch) korrekt und nur „anständig“, wenn man sie einfach akzeptiert, dass sie da sind. Beim „Anstand“ steht man „an“. Man tut nichts, man bleibt einfach stehen, ohne etwas zu ändern.

Gastautor: Stefan Beck

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Hanne Demel

Hanne Demel arbeitet seit 28 Jahren psychotherapeutisch und als Coach für Unternehmer. Ihr Schwerpunkt sind emotionale Themen. Sie lebt in Zell bei Würzburg.

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