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Warum so viele Geschwister nach der Übernahme in den Konflikt rutschen –
und was hilft

Familienunternehmen sind das Rückgrat der Wirtschaft in Deutschland. Über 90 Prozent aller Betriebe hierzulande sind Familienunternehmen, die Arbeit, Werte und Verantwortung über Generationen weitergeben. Doch gerade, wenn Geschwister ein Familienunternehmen übernehmen, geraten viele schnell in ein Spannungsfeld zwischen Tradition, Emotion und neuen Führungsansprüchen.

Was als gemeinsamer Aufbruch beginnt, kann sich rasch anfühlen wie ein Minenfeld.

Ein Familienunternehmen in Deutschland ist nie nur ein Betrieb – es ist immer auch ein Familiengefüge.
Wenn Geschwister gemeinsam führen, werden sehr leicht alte Muster wach: Wer früher das Sagen hatte, will es oft unbewusst behalten. Und wer sich früher fügen musste, will das heute nicht mehr.

So entstehen Spannungen, die nichts mit Strategie oder Zahlen zu tun haben, sondern mit Rollen, Loyalität und tief verankerten Gefühlen. Ein Konflikt über Investitionen ist oft nur der Deckmantel für etwas anderes – meistens den Wunsch nach Anerkennung.

Die Nachfolge im Familienunternehmen bedeutet mehr als eine Übergabe von Schlüsseln – sie verändert ein ganzes System. Familie und Firma verschmelzen plötzlich, Grenzen verschwimmen.

Was am Esstisch beginnt, landet im Vorstand. Und geschäftliche Konflikte ziehen ihre Kreise zurück in die Familie. Gerade in Deutschland ist das aktuell sichtbar. Die neue Generation ist bestens ausgebildet, innovativ, international vernetzt – trifft aber auf Eltern, die schwer loslassen können. Oder auf Geschwister, die unterschiedlich stark involviert sind.

Das Ergebnis sind verdeckte Machtkämpfe, Entscheidungsstaus und unterschwellige Kränkungen.

Unklare Rollen:

Wenn nicht klar ist, wer was entscheidet, wächst mit der Zeit das Misstrauen. Und Misstrauen kann ein Unternehmen lahmlegen, weil nichts mehr entschieden wird.

Fehlende Abgrenzung:

Berufliche Themen sickern in private Beziehungen ein – und umgekehrt. Das Ergebnis sind emotionale Wellen, die sich kaum glätten lassen, wenn man die verschiedenen Rollen nicht bewusst wahrnimmt.

Ungesprochene Erwartungen:

„Ich hab immer mehr gemacht“ – solche Sätze wirken leise, aber stark. Was früher war, wirkt sich auf die Gegenwart aus.

Zu viel Harmoniebedürfnis:

Konflikte werden vermieden, bis sie unkontrolliert explodieren. Das verunsichert Mitarbeiter, denn jeder Konflikt ist unterschwellig spürbar. Die Mitarbeiter wissen nicht mehr, zu wem sie gehen sollen, wenn sie z. B. Urlaub beantragen oder sich krankmelden wollen.

Kein neutraler Blick:

Ohne externe Begleitung drehen sich Gespräche oft im Kreis. Das liegt an der sehr komplexen Gemengelage von aktuellen und früheren Gefühlen, verschiedenen Rollen und unterschiedlichen Bedürftigkeiten.

Bewusstheit statt blinder Aktionismus:

Bevor Strukturen geschaffen werden, braucht es Selbsterkenntnis. Wer bin ich in diesem System? Wer bin ich in der Familie? Wer bin ich im Unternehmen? Welche Rollen habe ich früher eingenommen, welche heute? Wo spielen aktuell frühere Rollen eine Rolle? Welche Erwartungen wachsen daraus?

Klare Zuständigkeiten:

Ein Familienunternehmen bleibt nur dann erfolgreich, wenn Verantwortlichkeiten eindeutig sind. Am besten wird alles schriftlich festgehalten. Das ist kein Signal von Misstrauen, sondern es dient als Schutz für die Familie.

Regelmäßige Reflexion:

Ein externer Coach oder Moderator kann dabei helfen, Emotionen zu sortieren, bevor sie so richtig hochkochen und das Geschäft beeinflussen. Familienunternehmen in Deutschland, die diesen Schritt gehen, berichten oft von mehr Ruhe, Vertrauen und Effizienz. Die Zusammenarbeit verläuft harmonischer und den Mitarbeitern geht es besser.

Gemeinsame Vision:

Wenn Geschwister sich auf ein übergeordnetes Ziel einigen, verschiebt sich der Fokus. Es geht dann immer weniger um „wer hat recht?“ und mehr um „wo wollen wir gemeinsam hin?“. Das bringt die Energie in Fluss und kann Konflikte bereits im Keim ersticken.

Ein Familienunternehmen, das von Geschwistern geführt wird, trägt enormes Potenzial in sich. Wenn das Vertrauen wächst und die Unterschiede der Geschwister als Stärke gesehen werden, entsteht eine Klarheit und Power in der Führung, die ihresgleichen sucht. In dem Moment wird aus der familiären Nähe ein großer Wettbewerbsvorteil, und die Belastungen lösen sich auf.

Familienunternehmen in Deutschland, die diesen Balanceakt schaffen, vereinen oft das Beste aus zwei Welten. Das ist zum einen Stabilität durch die gemeinsamen Wurzeln, zum anderen eine powervolle Dynamik durch unterschiedliche Sichtweisen.

Letztlich ist Zusammenhalt der Kitt, der Familienunternehmen über Generationen trägt. Nicht Perfektion, sondern Gesprächsbereitschaft. Nicht Macht, sondern Vertrauen. Es lohnt sich, daran zu arbeiten.

Hanne Demel

Hanne Demel arbeitet seit fast 30 Jahren psychotherapeutisch und als Coach für Unternehmer. Ihr Schwerpunkt sind emotionale Themen - auch im Unternehmenskontext. Professioneller Hintergrund: Sozialpädagogin, systemische Familientherapie und Organisationsaufstellungen, Hypnosetherapie, Tanz- und Bewegungstherapie und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Sie lebt in Zell bei Würzburg.

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