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Emotionen erkennen -
deine Stimme verrät dich

Neulich rief mich eine Freundin an. Ich hörte beim ersten Wort, dass es ihr nicht gut ging. Im Gespräch bestätigte sich meine erste Wahrnehmung. Ihr Tonfall sprach eine so deutliche Sprache, dass ich den Rest des Gesprächs nur noch die Bestätigung meiner ersten Wahrnehmung bekam.

So funktioniert das: Unsere Stimme ist wie ein Seismograph der Seele. Selbst wenn wir versuchen, unsere wahren Gefühle zu kaschieren, lassen sich Emotionen in der Stimme erkennen – deutlicher oft noch als im Gesichtsausdruck.

Deine Stimme macht dich nackig

Während wir die Mimik in Bruchteilen von Sekunden steuern können, braucht die Stimme länger, bis sie sich anpassen lässt – etwa 10 bis 15 Sekunden. Und auch dann bleibt der Klang nicht komplett unter Kontrolle. Die Muskelspannung im Hals, die Schwingungen der Stimmbänder, der Atemrhythmus: all das transportiert unsere Stimmung mit.

Wer also glaubt, er könne ein Pokerface aufsetzen und damit sämtliche Emotionen verschließen, täuscht sich. Vielleicht funktioniert das visuell für eine Weile, doch akustisch dringen die Gefühle trotzdem durch.

Muskelbewegungen sprechen ihre eigene Sprache

Jedes Gefühl ist mit Bewegungen im Körper verknüpft. Freude lockert, Anspannung zieht zusammen, Müdigkeit senkt. Genau diese Mikrobewegungen steuern nicht nur Gesichtsmuskeln, sondern auch die feinen Muskeln, die deine Stimme formen.


Denk an dein letztes Gespräch mit jemandem, der traurig oder erschöpft war. Noch bevor du sein Gesicht lesen konntest, hast du es wahrscheinlich schon gehört. Jedes Gefühl geht mit Körperbewegungen einher. Deine Mimik entsteht durch Muskelbewegungen.

Auch der Klang deiner Stimme wird durch Muskelbewegungen in deinem Hals gesteuert, die deine Stimmbänder spannen oder lockern. Deine Stimme kann nichts verbergen.

Gefühle lassen sich kaschieren – aber nicht stumm schalten

Emotionen in der Stimme
Bildnachweis: Evgeni Tcherkasski, Pixabay

Kaschieren ist menschlich und normal. Niemand will jederzeit ALLES zeigen, was in ihm vorgeht. Unsicherheit wird mit einem Lächeln überspielt. Trauer versteckt sich gern hinter Wut oder einer versteinerten Miene. Manche Menschen perfektionieren diese Masken. Doch selbst bei ihnen ist die Stimme der kleine „Verräter“.

Unterbewusste Mikroausdrücke im Gesicht kannst du vielleicht übersehen, denn sie verschwinden nach Sekundenbruchteilen wieder. Aber im Stimmklang bleibt die Spur. Sie verrät, ob das Lächeln echt ist oder nur ein Deckmantel.

Den echten Gefühlsausdruck in der Mimik kann ein geübter Mensch innerhalb kurzer Zeit auch bewusst wieder wegwischen. Du kannst aber trotzdem den ersten Impuls sehen, wenn du genau beobachtest.

In der Stimme funktioniert das nicht.

Was sind Mikroausdrücke

Die Mimik des echten Gefühls zeigt sich innerhalb der ersten Sekunde. Das ist der Mikroausdruck, den man nicht kontrollieren kann. Erst nach ca. einer Sekunde ist das Bewusstsein in der Lage, einen anderen Ausdruck „drüberzuschieben“.

Weitere Gefühlsausdrücke wie z. B. Veränderungen im Atemrhythmus, in der Transpiration und der Herzaktivität brauchen schon 10 bis 15 Sekunden, bis sie wieder zurückgefahren werden können. Auch diese Veränderungen kannst du wahrnehmen und HÖREN, wenn du gut aufpasst und gut hinhörst.

Die Stimme wird von all dem beeinflusst. Veränderungen im Atem, in der Muskelspannung und sogar im Herzrhythmus kannst du sofort hören. Deshalb kannst du Emotionen in der Stimme erkennen.

Und was bedeutet das fürs Coaching (und fürs Leben)?

  • Beobachten & zuhören: Richte deine Aufmerksamkeit nicht nur auf die Worte, sondern auch auf Tonfall, Pausen und Atem. Je besser du hinschaust, umso mehr siehst du diese kleinen flüchtigen aber sehr echten Gefühlsregungen.
  • Wahrnehmung ernst nehmen: Wenn du den Schatten eines Gefühls hörst, vertrau deinem ersten Impuls. Du liegst damit vermutlich richtig. Schau auch ins Gesicht. Welche Veränderungen siehst du dort?
  • Nachfragen statt interpretieren: Sprich deine Wahrnehmung an. Ein vorsichtiges „Ich habe den Eindruck, dass …“ öffnet Türen. Und dein Gegenüber erkennt, dass du ihm wirklich gut zuhörst.
  • Übung macht sensibel: Je öfter du dich auf kleine Signale einlässt, desto schärfer wird dein Gehör für Zwischentöne. So kannst du deine Treffsicherheit aufbauen.

Achte dabei aber auch auf sensible Themen, die dein Gegenüber eventuell eher verleugnen würde als zuzugeben, dass du Recht hattest. Achte in dem Fall auf die Vehemenz der Verneinung. Fällt sie sehr stark aus, hattest du vermutlich Recht.

Gewöhne dir grundsätzlich an, die Menschen um dich herum nach klitzekleinen Gefühlsregungen abzutasten. Dadurch erhöhst du die Sensibilität deiner Wahrnehmung.

Gerade im Coaching, aber auch in jedem alltäglichen Gespräch, liegt hier ein Schlüssel: Du kannst Menschen tiefer verstehen, selbst wenn sie versuchen, ihre Gefühle hinter einer Maske zu verstecken. Auch, wenn du sie nicht aufdeckst.

Emotionen in der Stimme erkennen ist keine Geheimwissenschaft. Es ist eher wie ein Muskel, den du trainieren kannst: Aufmerksamkeit, Präsenz und ein wenig Mut, deine Wahrnehmung zu benennen.

Wenn du dich darauf einlässt, wirst du merken, dass deine Gespräche ehrlicher, klarer und menschlicher werden. Denn egal, wie sehr wir unser Gesicht unter Kontrolle bringen – die Stimme flüstert immer die Wahrheit.

Und wenn du tiefer in dieses Thema eintauchen willst: Genau dafür habe ich Emotionales Management – die Coachingausbildung! entwickelt. Dort lernst du, diese feinen Signale bewusst wahrzunehmen und professionell einzusetzen.

Also, bleib dran, übe und sei ein aufmerksamer Zuhörer!

Hanne Demel


Hanne Demel

Hanne Demel arbeitet seit fast 30 Jahren psychotherapeutisch und als Coach für Unternehmer. Ihr Schwerpunkt sind emotionale Themen - auch im Unternehmenskontext. Professioneller Hintergrund: Sozialpädagogin, systemische Familientherapie und Organisationsaufstellungen, Hypnosetherapie, Tanz- und Bewegungstherapie und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Sie lebt in Zell bei Würzburg.

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