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Wie du deine Mitarbeiter
am gründlichsten demotivieren kannst

Ethisches Engagement ist nicht immer per se gut, wenn du deine Mitarbeiter motivieren willst

Kürzlich hörte ich von einem mittelständischen Unternehmer, der seine ethischen Werte sehr hoch hält. Er wollte alle seine Mitarbeiter motivieren und auf seine ethischen Werte einspuren. Deshalb hatte er sie vor einiger Zeit eine Erklärung von allen Mitarbeitern unterschreiben lassen. Sie mussten sich alle schriftlich zur Einhaltung seiner ethischen Werte verpflichten.

Diese von den Mitarbeitern eigenhändig unterschriebenen Erklärungen zum Thema „Ethisches Engagement“ sind inzwischen vor allem in Konzernen in Bezug auf Ziele gang und gäbe. Und ein solches Vorgehen breitet sich immer weiter auch im Mittelstand aus.

Druck erzeugt Gegendruck

Was dieser Unternehmer leider nicht mitbekam:

Seine „Zwangsverordnung“ löste bei den Mitarbeitern gemischte bis sehr unangenehme Gefühle aus. Keineswegs konnte er seine Mitarbeiter damit motivieren. Sie trauten sich nicht, die unangenehmen Gefühle zu formulieren.

Zum täglichen Stress kam durch diese erzwungene Erklärung noch eine zusätzliche Schippe Druck obendrauf. Denn eine eigenhändig unterschriebene Erklärung hat eine starke Wirkung. Deshalb wird sie auch gefordert. Sie setzt starke Anstrengungen zur Einhaltung in Gang. Auch wenn das nicht immer klappt. Und dann erzeugt das schlechte Gewissen noch mehr Druck.

Um diesen Druck wieder zu reduzieren, nahmen die Mitarbeiter in diesem Unternehmen innerlich mehr Abstand.

Der Unternehmer erzeugte also mit der Begeisterung für seine eigenen ethischen Werte bei den Mitarbeitern eher Unlust und Widerstand. Solche Gefühle sind immer ein guter Nährboden für Dienst nach Vorschrift und innere Kündigung. Und damit für enorme finanzielle Einbußen und Umsatzschwierigkeiten. Denn nicht lange danach kündigten einige Mitarbeiter.

Vielleicht kennst du das auch aus dem Privatleben. Jemand, der begeistert ist und andere Menschen unbedingt von etwas überzeugen möchte, bewirkt, dass die Menschen Abstand nehmen und einen Bogen machen. Denn niemand möchte „zwangsmissioniert“ werden.

Um Mitarbeiter zu motivieren, solltest du ihnen Freiraum lassen

Im Unternehmen lässt sich Ethik nicht „verordnen“. Du kannst mit solchen Aktionen das innere Feuer auslöschen. Denn nicht jeder Mitarbeiter hat die gleichen Wünsche und Ziele. Vielen sind hehre ethische Vorgaben auch schnurzpiepegal. Manch einer will vielleicht einfach nur Geld verdienen, um seine Familie ernähren zu können. Auch das ist übrigens ein hoch ethisches Ziel und eine schätzenswerte Haltung.

Ethik und Werte leben allein dadurch, dass du sie vorlebst. Zugleich solltest du Freiraum lassen. Zwangsverordnete Werte lösen genauso Widerstand aus wie ein Herrscher, der seinen Einwohnern eine bestimmte Religion vorschreibt. Einige Einwohner wenden sich innerlich ab, andere verlassen das Land. Wieder andere sagen vielleicht offen, dass sie dagegen ankämpfen. Und nur sehr wenige werden die neue Religion begeistert annehmen. Das haben wir in der Geschichte schon oft gesehen.

Echte Motivation kommt von innen

Wenn andere Menschen das anstreben dürfen, was sie möchten, können sie ihre eigene intrinsische Motivation finden und sich ihr gemäß einsetzen. Und die ist es, die sie tatsächlich antreibt und motiviert. Davon ausgenommen sind natürlich Ziele, die anderen an Leib und Leben Schaden zufügen. Für so etwas darf es meiner Ansicht nach nicht den geringsten Toleranzspielraum geben.

Wenn Motivation durch Vorschriften von außen aufoktroyiert wird, stirbt die innere Motivation ab und Lustlosigkeit folgt. Mitarbeiter motivieren zu wollen heißt, ihnen ihre eigene innere Motivation zu nehmen. Mitarbeiter zur ethischen Haltung per Unterschrift zu verpflichten, heißt, Widerstand im Unternehmen zu erzeugen. Ein Unternehmer, der es ernst meint, muss auch selbst zeigen, was ihm wichtig ist. Er muss sich entsprechend verhalten und Vorbild sein.

Ein cholerischer Chef, der einen ruhigen und gelassenen Umgang von seinen Mitarbeitern fordert, ist absurd. Ein Chef, der predigt, den Gürtel enger schnallen zu müssen, sich aber die eigenen Taschen prall voll macht, ist unglaubwürdig. Und so weiter.

Kennst du die folgende Geschichte über Gandhi? Eine Mutter kam mit ihrem kleinen Sohn zu ihm und bat ihn, dem Sohn zu sagen, dass er aufhören solle, Zucker zu essen, weil der Sohn auf seine Mutter nicht hörte. Gandhi hörte sich ihre Bitte an und schickte sie dann fort mit den Worten, sie solle in zwei Wochen wiederkommen. Als sie nach zwei Wochen mit ihrem Sohn wieder vor Gandhi stand, schaute der dem Kleinen fest in die Augen und sagte zu ihm: „Hör auf, Zucker zu essen!“ Verwundert fragte die Mutter Gandhi, wieso er das nicht schon vor zwei Wochen hatte sagen können. Da antwortete Gandhi: „Vor zwei Wochen habe ich selbst noch Zucker gegessen.“

Das gute alte Vorbild

In diesem Sinne: zeig deinen Mitarbeitern, was du dir wünschst, indem du es vormachst. Und halte ethische Distanz zu deinen Mitarbeitern, so dass jeder, der mit dir zu tun hat, selbst entscheiden kann, ob er deine Werte attraktiv findet und ihnen folgen möchte oder nicht.

Das Gleiche gilt fürs Privatleben. Du kannst immer nur mit gutem Beispiel vorangehen und hoffen, dass andere folgen. Alles andere wäre übergriffig.

Also bleib locker und lasse andere anders sein als du… 😉

Hanne Demel

Hanne Demel

Hanne Demel arbeitet seit 28 Jahren psychotherapeutisch und als Coach für Unternehmer. Ihr Schwerpunkt sind emotionale Themen. Sie lebt in Zell bei Würzburg.

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